Die Eherne Wies'
Zum Werk von Biwi Köppel von Josef GuggenbergerUnweit seines Wohnsitzes verwirklicht Köppel zur Zeit ein auf mehrere Jahre hin angelegtes Skulpturenprojekt inmitten niederbayerischer Wälder. Hierzu wurde ein Mischwaldgebiet erschlossen, in dem der Künstler nun seine großformatigen Arbeiten mit Fingerspitzengefühl in Szene setzt. So muss man bereits beim Eintritt in den Wald, den selbst angelegten Pfaden folgend, auf das Wohlwollen der kleinen Wächterskulptur und des Sonnengottes vertrauen, um tiefer in die private Wunderkammer des Gehölzes eindringen zu können. Die geschickte Wahl der Standorte schafft unerwartete räumliche Verknüpfungen zwischen den Werken und bezieht sich zudem auf den zyklischen Lauf der Tages- und Jahreszeiten.
Auf einer kleinen Anhöhe mit Blick nach Westen befindet sich Der zerrissene Vorhang, eine Golgatha-Plastik die erst in der Nachmittagssonne ihre volle Wirkung entfaltet, wenn Sonne, Skulptur und Besucher sich auf einer Achse befinden. Mit den natürlichen Begebenheiten spielend, entwirft der Künstler und Freiluft-Galerist eine spannungsvolle Welt zwischen Natur und Kultur, die, bald als Symbiose, bald als Antithese von bearbeitetem und unbearbeitetem Material, nicht nur Raum und Zeit, sondern auch alle Sinne des Betrachters einzubeziehen vermag.
Der als Werkgrundlage gedachte, metaphorische “Humus” (siehe Werk) nimmt hier konkrete Gestalt an: Auf dem greifbaren Fundament des Forstbodens treten Objekte und natürliche Umgebung in gleichberechtigte Kommunikation, im Wechselspiel zwischen intendierten und zufälligen Einflüssen wird das ästhetische Programm des Zusammenklangs von Materie und Geist vorangetrieben.Die Arbeit am Wald ist dabei stets als unabgeschlossener, vielleicht sogar unabschließbarer Prozess zu begreifen, der nicht auf ein Ende hin, sondern auf ein harmonisches, fließendes Ganzes abzielt. Etwas abseits vom Hauptweg befindet sich zum Beispiel eine idyllisch gelegene Lichtung, deren lichtdurchfluteter Mittelpunkt bis dato nicht zum Träger einer Plastik geworden ist. “Den halte ich mir noch frei” kommentiert Köppel, diesen ganz besonderen Ort auf zukünftige Projekte verweisend.